Equal Pay Day 2025 : Text von Ulrike Lessing-Weihrauch

Ein Fünkchen Hoffnung?

Allerseelen ist der Tag, an dem die Römisch-Katholische Kirche der Verstorbenen gedenkt. Die Menschen pilgern auf die Friedhöfe, Kerzen symbolisieren Glaube und Hoffnung. Ein Fünkchen dieser Hoffnung trägt auch der Equal Pay Day in sich, der heuer auf den 2. November, also auf Allerseelen, fällt. Denn im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Erwerbseinkommen von Männern und Frauen um genau einen Tag einander angenähert. Ein Umstand, der ein klein wenig hoffen lässt – und dennoch: Verringert sich der Einkommensunterschied jährlich weiterhin um nur einen einzigen Tag, braucht es unglaubliche 60 Jahre, bis endlich Gleichstand erzielt ist.

Klaffende Lohnlücke

Der Equal Pay Day, also der Tag, an dem Männer im Durchschnitt bereits das Jahresgehalt von Frauen verdient haben, rückt somit noch immer nicht in greifbare Nähe. Aktuell beträgt die Lohnschere zwischen Männern und Frauen rund 16,3 Prozent. Heißt: 60 Tage im Schnitt arbeiten Frauen von nun an bis zum Jahresende gratis. Jene mit Migrationshintergrund und gesundheitlichen Einschränkungen sind besonders betroffen – bei diesen klafft eine Lohnlücke von bis zu 26 Prozent. Eine Ungerechtigkeit, die nicht nur am Allerseelentag zum Himmel schreit.

Drohende Altersarmut

Grundsätzlich gilt: je höher das monatliche Erwerbseinkommen und je mehr geleistete Beitragsmonate, umso höher die spätere Pension. Da Frauen jedoch Zeit ihres Erwerbslebens in der Regel weniger als Männer verdienen und somit niedrigere Beiträge in die Pensionskasse einzahlen, zusätzlich jede Menge unbezahlte Care-Tätigkeiten leisten und sich daher für Unterbrechungen im Berufsleben oder Teilzeitarbeit entscheiden (müssen), wirkt sich dies massiv auf ihr Gehalts- und ihr Pensionskonto aus. Am Ende steht die Tatsache, dass Frauen von Altersarmut viel stärker betroffen sind als Männer.    

Schlüsselfaktor Bildung

Um Pensionen von Frauen und Männern in Zukunft anzugleichen, muss deshalb bereits im Erwerbsleben angesetzt werden. Eine Forderung, die sich österreichische Frauenvereinigungen wie der VAÖ schon viele Jahre auf die Fahnen geheftet haben. Bildung ist hier ein Schlüsselfaktor, denn je höher die Qualifizierung, desto größer die Chance auf ein höheres Einkommen und letztendlich auf eine höhere Pension. „Es zeigt sich wiederum, dass gute Ausbildung – und die damit verbundene Option, besser bezahlte Positionen mit entsprechender Entlohnung zu erhalten – zur finanziellen Absicherung in der Pension beiträgt“, betont VAÖ-Präsidentin Reinhild Strauss. Der Verein begleitet seine Mitglieder daher kontinuierlich bei ihrer Karriereplanung und unterstützt mit finanziellen Beiträgen etwa bei einem Auslandsstudium oder für wissenschaftliche Arbeiten. Ein wichtiges Anliegen ist es zudem, Frauen für jene Ausbildungen zu gewinnen, die traditionell hauptsächlich von Männern in Anspruch genommen werden. „Auch wenn sich die Situation inzwischen gebessert hat und heute viele Frauen in technischen Berufen ausgebildet sind, bleiben Universitätsprofessorinnen, Firmenchefinnen und Vorständinnen in diesen Sparten noch immer klar in der Minderzahl“, zeigt Strauss auf.  

Gemeinsamer Weg

Es gibt noch viel zu tun! Dienstgeber sind angehalten, Frauen in ihren Karriereambitionen zu bestärken und gleichzeitig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Und die Politik darf die weiblichen Lebensrealitäten nicht länger negieren. Denn solange es auf Vollzeitarbeit und Kinderbetreuung keinen Rechtsanspruch gibt, solange werden Frauen gezwungen sein, Teilzeit zu arbeiten. Und solange wird sich die Lohn- bzw. Pensionsschere nicht schließen.

Ulrike Lessing-Weihrauch

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